PSYCHOANALYTISCHES SEMINAR LUZERN



SCHAM LOS

Eine Spurensuche in Form eines Zyklus

September 2024 bis Mai 2025



Die Wangen glühen, man senkt den Blick, knetet die Hände und spürt eine Hitze – man würde am liebsten unsichtbar werden. In den Boden versinken, dem Blick der anderen entzogen. Man schämt sich. Schämt sich die eine Person, fühlt sich die andere in der Situation oft unwohl, von der Scham schier angesteckt.

Scham – ist es das Gefühl einer Schwäche, vor den Anderen nicht bestehen zu können? Dem Blick der Anderen ausgeliefert zu sein? Als Gefühl einer Schwäche auch Hinweis auf Ohnmacht und Abhängigkeit? Oder ist Scham auch das intensive Gefühl der Selbst-Wahrnehmung? Im Moment der Scham spüre ich mich als Individuum, einzigartig und nicht zugehörig?
Scham entsteht mit der Wahrnehmung, dass eine andere Person mich wahrnimmt, eine Interaktion nicht nur der Blicke, Reaktionen und gar körperlichen Symptomen, sondern auch der inneren Prozesse und der gesellschaftlichen Bewertungen, wofür man sich denn zu schämen hat. Scham und Beschämung, Scham und Schuld – und öfters auch das Fremdschämen ereignen sich im Sozialen, also in einem öffentlichen Raum und im subjektiven Erleben, also intrapsychisch.

Scham scheint eine gewichtige, mehrdimensionale Funktion innezuhaben: Sie schützt vor dem Triebhaften und sichert Selbstachtung, sie gewährleistet soziale Normen und fundiert Zivilisatorisches.
Diese Gleichzeitigkeit von gesellschaftlichen (also sozialen) und inneren (also subjektiven) Prozessen ist grundlegend psychoanalytisch. Wie lassen sich den Schamgrenzen beschreiben? Wo sind diese Schnittstellen zwischen dem Individuellen und dem Gesellschaftlichen? Wie verhält es sich mit der Normierung durch Scham? Und warum denkt man Scham unmittelbar mit Schuld zusammen und Fremdschämen mit Distanzierung und Häme?

Die Psychoanalyse selbst verstehen wir als schamlos; sie macht weder vor der Gesellschaft eine Unterwerfungsgeste noch vor Literatur, Kunst oder anderen Wissenschaften halt. Sie versteht sich interdisziplinär, skeptisch, neugierig und aufklärend. Daran halten wir mit diesem Zyklus fest!
Eine Spurensuche.

Geplant sind zwischen September 2024 bis Mai 2025 Veranstaltungen mit folgenden Referentinnen und Referenten:

Freitag, 18. Oktober 2024:
Iren Meier (Bern)

Freitag, 29. November 2024:
Martin Schürz (Wien)

Freitag/Samstag, 24./25. Januar 2025:
Brigitte Boothe (Zürich)

Freitag, 14. Februar 2025:
Elisabeth Bronfen (Zürich)

Freitag, 28. März 2025:
Judith Hermann (Berlin)

Freitag/Samstag, 9./10. Mai 2025:
Cécile Loetz und Jakob Müller (Heidelberg)


Weitere Informationen demnächst.